Aikidō bedeutet wörtlich übersetzt der „Weg (dō), seinen Atem, seinen Willen bzw. seine Energie (ki) anzupassen (ai)“. (Siehe hierzu auch mein Aikidō-Wörterbuch.)
Aber es ist sprachlich problematisch, den Begriff in seine Bestandteile zu zerlegen, weil aiki ein feststehender Ausdruck mit spezifischer Bedeutung ist, der ursprünglich aus dem
Daitō-ryū Aiki-jūjutsu kommt und das besondere Prinzip bezeichnet, mit dem man sich im Verhältnis zu einem Gegner bewegt. Aiki an einem Gegner anzuwenden bedeutet nämlich, die
eigenen Bewegungen an die Richtung und den Schwung eines Angriffs anzupassen, das eigene Gewicht und die eigene Kraft zu denen des Angreifers hinzuzufügen, um ihn zu destabilisieren und ihn so
quasi mit "vereinten Kräften" werfen bzw. zu Boden bringen zu können. Dafür ist es nötig, die eigenen Atmungs-, Bewegungs- und Kraftimpulse an die des Angreifers anzupassen, d.h. gewissermaßen
sich mit ihm auf eine Wellenlänge zu bringen (ganz im Sinne von "good vibrations"!).
Weil negative Emotionen wie z.B. Antipathie gegenüber dem Angreifer dabei im Wege stehen, wird Aikidō im übertragenen Sinne daher auch oft als „Weg der Harmonie“ interpretiert und
vorgestellt.
Das bedeutet aber nicht, dass man sich den niederen Absichten eines Angreifers unterwirft oder etwa ihnen passiv gegenübersteht. Ganz im Gegenteil, einem Angriff wird aktiv entgegengetreten, die
Gefahr neutralisiert und der Angreifer eines Besseren belehrt.
(Autor: Max Seinsch)